"Nie mehr auf der Welt wird es das Sammelgebiet Baden in dieser Vollkommenheit zu erleben geben!"
- Ein Salon, der Maßstäbe setzte
Jubiläen am laufenden Band: 150 Jahre Baden, 60 Jahre Arbeitsgemeinschaft Baden, 50 Jahre Landesverband Südwestwestdeutscher Briefmarkensammlerverein in Haslach - Gründe genug für einen "Baden-Salon", der Einmaliges zeigte. Anlass aber auch für ein Dankeschön an den Veranstalter, aber auch an einen Mäzen, der durch seine Persönlichkeit und sein Verständnis von Philatelie dem Salon erst den würdigen Rahmen gab.
"Da hinten issche!"
Geplagte Redakteure sind zuweilen vergessliche Menschen. "Wo ist denn hier der Baden-Salon" wagte der Autor, ohne seine Materialien frisch aus dem Arbeitsurlaub angereist, die Frage an eine Passantin mitten in der Stadt Haslach zu stellen. "Ah so, Sie meinen die Briefmarken", war die verständige Antwort, und er erhielt aus dem Stehgreif eine Wegweisung, die kaum Grund zur Nachfrage gab. Wohl jeder in Haslach wusste, was und wo der Baden-Salon war, zumal ja auch ursprünglich der Schirmherr, Seine Königliche Hoheit Max Markgraf von Baden, sein Erscheinen angekündigt hatte, allerdings leider erkrankt war.
Und was nun in dieser ansprechend wirkenden Eichenbach-Sporthalle geboten wurde, war so sehenswert, dass sich der Berichterstatter an den Besuch seiner ersten NAPOSTA als junger Sammler erinnerte, die bei ihm den Eindruck hinterlassen hatte, es sei wohl besser, mit dem Sammeln aufzuhören, da doch alles unerreichbar sein. Das Prädikat "unerreichbar" traf auf jeden Fall auf die Konzentration, aber auch auf viele Exponate des Baden-Salons zu. In einer nie gesehenen geballten Fülle übertrumpften sich postgeschichtliche und länderbezogene Exponate der Extraklasse mit Einheiten, seltenen Verwendungen, Stempeln, Briefen, Destinationen, Abarten und allerlei mehr. Es bedurfte gar nicht des ausgefallensten bekannten Exponates überhaupt (Rolf Goldschagg: Baden, Mai 1851), um zu zeigen, wie sehr man die Lust am Sammeln, am Jagen und Finden so kultivieren kann, dass es dem Betrachter fast kalt den Rücken herunterläuft. Nur ein Belegtag fehlt Goldschagg noch in dieser Sammlung, die der Autor schon lange kennt; nur: vor Jahren fehlten noch ein paar Tage mehr!
Aber gerade das zeichnet große Sammler und Philatelisten aus, dass sie Spürhunde sind, und es eben nicht nur und nicht immer eine Frage des Geldes ist, das gesetzte Ziel zu erreichen. Gleiches galt auch für viele andere Sammlungen, deren Besitzer nicht selten mehrere Jahrzehnte bei dementsprechenden Einsatz aufgewendet haben, um das Niveau zu erreich, das in Haslach mit dem Exponat präsentiert wurde. Von nichts kommt eben auch in der Philatelie nichts.
Show und Philatelie
Der "Baden-Salon" glänzte aber nicht nur durch klassische und moderne Philatelie (Baden ist ja auch ein modernes Nachkriegszeit-Sammelgebiet). Zuschauer bekamen glänzende Augen, als sie vor dem Forme-1-Jordan-Rennwagen von Heinz-Harald Frentzen standen oder in einer Schatzkammer (!) einen Mondbrief und andere Raritäten aus den Sammlungen von Hermann Walter Sieger, Rolf Goldschagg, Dr. Heinz Jaeger und J. C. Vermeulen bestaunten, die dort ausgestellt waren. Viele andere ausgefallene historische und moderne Exponate gesellten sich passend dazu: die Ausstellung hatte eben viel zu bieten. Wer es noch nostalgischer mochte, konnte mit einer Postkutsche die Linie Haslach - Hofstetten befahren, als Kutscher Stadtrat Hermann Duffner höchst persönlich auf dem Kutschbock.
Illustre Gäste sah das Publikum und wurden bei der Eröffnung vom Vereinsvorsitzenden Harald Schwuchow zum "Top-Ereignis des Jahres" begrüßt. Konsul Hermann Walte Sieger ließ es sich ebenso wenig nehmen wie BDPh-Vizepräsident Wilhelm van Loo und Landesverbandsvorsitzender Albrecht Zimermann des Salon zu besuchen. Und die Riege der internationalen Baden-Philatelisten war höchst persönlich bei diesem Festwochenende anwesend.
Höhepunkt war zweifelsohne ein Festabend, der zwar äußerlich locker und leger, innerlich aber emotional berührend ablief. Verbunden mit einem Menschen, dem - sieht man einmal von seiner Frau ab, mit der ihn just an diesem Tag auch noch ein Hochzeitstagjubiläum verband - wenig wohl näher steht als die Philatelie: Dr. Heinz Jaeger. Als bekannter Baden-Liebhaber kehrte er mit diesem Salon zu seinen Ursprüngen zurück, nachdem er im letzten Jahrzehnt "sein" 20. Jahrhundert sich persönlich erobert hatte. Rund 20 von ihm als Freunde eingeladene Gäste, darunter Claudia Parthen, Inhaberin des renommierten Auktionshauses Köhler in Wiesbaden, Konsul Hermann Walter Sieger auch Lorch, Dr. Willi Niedermeier und Frau aus Kaiserslautern und viele andere mehr. Es war ein "Jaegerabend", nicht nur weil jeder Gast von ihm persönlich begrüßt und öffentlich vorgestellt wurde, sondern auch ein ganz persönliches Geschenk erhielt. Der Ehrenpräsident des BDPh als Entertainer, Moderator, Gastgeber und Sponsor in einer Person. Getreu seiner geflügelten Lebensphilosophie: Ein Onkel, der etwas mitbringt, ist beliebter als die Tante, die Klavier spielt, oder noch treffender von ihm formuliert: "Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, zu kleine verderben sie"!
Der Haslacher Verein, 25 aktive, darunter fünf Vorstandsmitglieder waren ständig im Einsatz, und dessen rühriger Vereinsvorsitzender Schwuchow haben unter Beweis gestellt, welch ein Erlebnis ein solcher Salon sein kann. Sicherlich speziell für Insider, für Genießer, für Kenner und Könner, dennoch eingebunden in ein passendes Umfeld, dem man an diesem Wochenende Mitte April statt Frost Frühlingstemperaturen gewünscht hätte. Haslach war ein Erlebnis, die Philatelie ebenfalls, aber in erster Linie die Menschen, die diese Philatelie und Veranstaltung gestaltet haben.
Wolfgang Maassen